Familienstellen, auch
Familienaufstellung genannt, ist eine Methode aus dem systemischen Verfahren und dem Familienverfahren. Hierbei werden Personen stellvertretend für Familienmitglieder in einem Raum aufgestellt und in
Beziehung zueinander gesetzt. Dies soll Unterstützung bieten, um die Beziehungsdynamik oder das -geflecht innerhalb der
Familie zu visualisieren. Bei dem Familienstellen können entweder reale Personen die Familienmitglieder präsentieren, aber auch Figuren oder Symbole auf einem Familienbrett.
Wie funktioniert das Familienstellen?
Unsere Sicht auf die Welt sowie unsere Einstellung dem Leben gegenüber wird stark von unserer Familie und deren Dynamik beeinflusst. Die Familie lehrt uns Normen und Regeln. Diese bleiben oftmals bis ins hohe Alter in unseren Gefühlen und unserem Handeln geprägt. Einige dieser Verhaltensweisen sind uns unbewusst und können zu immer wiederkehrenden Problemen führen. Durch eine Familienstellung wird oftmals Klarheit erlangt und verborgene Familiendynamiken können offengelegt werden. Man kann dadurch einen neuen Blick auf die eigene Familie erreichen und die Gefühle zueinander besser verstehen.
Was beim Familienstellen passiert
Bei dem
Familienstellen werden die repräsentativen Familienmitglieder so aufgestellt, dass sie der innerlichen Vorstellung wie auch der Visualisierung des Klienten entsprechen. Die einzelnen Mitglieder positioniert der Klient auf die Art, wie er die gegenseitigen Beziehungen in seiner
Familie wahrnimmt beziehungsweise wie er sie in Bezug zu seiner eigenen Person erlebt. Dem Klienten selbst wird auch ein Stellvertreter zugeordnet. Dieser dient in erster Linie dazu, die innere, gefühlte Realität nach außen sichtbar zu machen.
Wenn eine Familienstellung anhand realer Personen vollzogen wird, erhalten die Personen vorher einige kleine Informationen bezüglich der Person, welche sie vertreten. Dies soll dabei unterstützen, sich in die Person hineinzufühlen und aus ihrer Perspektive zu erzählen. Die Stellvertreter schildern anschließend aus der Sicht des jeweiligen Familienmitgliedes, was sie im Augenblick fühlen. Nach dieser Betrachtung des Geschehens nimmt der Klient dann letztendlich seine eigene
Rolle im Familiensystem ein.
Zwar nehmen die stellvertretenden Familienmitglieder die Rolle einer anderen Person ein, dennoch ist eine Familienstellung nicht mit einem Rollenspiel vergleichbar. Die ihnen zugewiesenen Personen nehmen sie frei wahr und interpretieren nur aus ihrer eigenen Sicht. Obwohl die Stellvertreter die eigentlichen Familienmitglieder nicht kennen, kommt es nicht selten vor, dass die Teilnehmer in der ihnen zugewiesenen Rolle Dinge wahrnehmen, welche sie eigentlich nicht wissen können - wie unter anderem Spannungen zwischen Mutter und Tochter oder dass jemand aus der Familie fehlt.
Geschichte der Familienstellung
Die Familienstellung fand ihren Ursprung Ende der 1960er-Jahre in den USA in dem systemischen Familienverfahren und der Aufstellungsarbeit von Virginia Satir. Sie war davon überzeugt, dass man aus der Körperhaltung viele Details über die Beziehungen zwischen Familienangehörigen ablesen könne. Mit einer sogenannten "Familienskulptur" veranschaulichte sie den Familienmitgliedern durch überspitzte Körperhaltungen ihre Beziehungen zueinander. Hierbei wurden die normalen Körperhaltungen der Mitglieder überzogen, um sie zu betonen. Es ergab sich daraus ein statisches, skulptur-ähnliches Bild. Danach tauschten sich die Familienangehörigen nach und nach über die Gefühle aus, welche das Bild in ihnen ausgelöst hatte. Dieses Familienbild bildete die Grundlage für Lösungsansätze und weitere Gespräche.
Eine weitere Methode von Satir war die sogenannte "Familienrekonstruktion". Bei dieser spielt der Klient selbst Situationen oder Szenen aus seiner
Familie nach, besonders solche, die eine Belastung in seinem Leben sind. Diese Methode soll dazu führen, dass der Klient Verständnis für die anderen Familienmitglieder entwickelt und dazu in der Lage ist, Dinge in einem anderen Licht zu sehen.
Ist eine Familienstellung sinnvoll für mich?
Eine Familienstellung eignet sich, wenn Sie vermuten, dass bestimmte Probleme in Ihrem Leben etwas mit Ihrer
Familie zu tun haben. Sehr von Vorteil ist es, wenn man mit konkreten Fragen zum Familienaufstellungstermin kommt und sich bereits vorher Gedanken gemacht hat, was man mit dieser Methode für sich und seine Familie erreichen möchte. Wenn Sie unter anderem immer wiederkehrende Krisen erleben oder an bestimmten Lebensplänen scheitern, dann kann sich eine Familienstellung durchaus als nützlich erweisen. Auch wenn Sie durch verschiedene Glaubenssätze, die in Ihrem Familiensystem gelten, Blockaden erleben oder starke Gewissensbisse sowie Schuldgefühle empfinden, kann eine
Familienaufstellung sich erleichternd anfühlen.
Doch auch Selbstwertprobleme, deren Gründe in der Kindheit liegen, ein unerfüllter Kinderwunsch oder eine tatsächlich erlebte beziehungsweise vermutete Bürde innerhalb der Familie können Gründe sein, eine Familienstellung durchzuführen. Diese Methode stellt kein Wundermittel dar und kann nicht alle Probleme lösen. Sie kann zudem durchaus emotional aufwühlend sein, vor allem weil eine Aufstellung meist sehr in die Tiefe geht und vergessene oder verdrängte Gefühle an die Oberfläche bringt. Häufig sind die Menschen, welche nach einer Familienstellung suchen, stark belastet und haben große Probleme. Die Familienstellung sehen sie oftmals als die letzte Lösung und haben dadurch nicht selten hohe Erwartungen an die Methode.
Personen mit zu großen Belastungen sollten sich eine Familienstellung gut überlegen, weil eine Familienstellung zusätzlich belasten und empfundene Emotionen sogar verstärken kann. Zudem ist die Wahl des Aufstellungsleiters von großer Bedeutung und sollte durchdacht sein. Dieser muss gut ausgebildet sowie einfühlsam sein und den Klienten sowohl bei der Familienaufstellung als auch danach unterstützen.
Die Familienstellung kann dazu beitragen, mehr Einsicht über unterbewusste Familiendynamiken und -muster zu erlangen. Eine Familienstellung kann Klarheit bringen. Auch kann sie die Auswirkungen auf unser eigenes Leben offenlegen. Ein Blick von außen kann dabei eine große Unterstützung bieten, um negative Glaubenssätze sowie Erfahrungen innerhalb der Familie wieder in eine innere Balance umzuwandeln und neue Entwicklungsschritte anzustreben. Bekannterweise ist der Weg zum Glück kein einfacher und führt manchmal durch den Schmerz.
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